
#StadionHack – Das Open Data Camp 2021
- On 23. November 2021
Wenn im Rudolf-Harbig-Stadion der Ball rollt, ist das für viele Dresdner das Highlight der Woche. Mehr als 32 000 Plätze bietet das Stadion für Fußball Fans und oftmals wird die Kapazität auch ausgeschöpft. Was für die SG Dynamo Dresden ein Glücksfall ist, führt in der Logistik jedoch oft zu Problemen und auch Frust bei den Fans.
„Bei fast jedem Heimspiel von Dynamo Dresden wird das Problem ersichtlich: Rund um das Stadion […] ist kein Parkplatz mehr zu bekommen. Dazu sollen 20 bis 30 Prozent der Parkplätze in den nächsten Jahren wegfallen“
– Sächsische.de
Neben dem hohen Aufkommen im Individualverkehr, stößt oft auch der ÖPNV an seine Grenzen. Obwohl nur 38 Prozent der Dynamo-Fans die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, sind Busse und Straßenbahnen an Spieltagen oft überfüllt und können dem hohen Andrang insbesondere in den Spitzen kurz vor und auch nach dem Spiel nur bedingt gerecht werden. Kommen die Fans dann am Stadion an, offenbart sich schon das nächste Problem: Obgleich bis zu 420 Menschen pro Minute ins Stadion gelangen können, bilden sich lange Schlangen.
Diese logistischen Probleme zu lösen und den Verkehrsfluss im und um das Stadion zu optimieren war eine der Challenges des Open Data Camp 2021. In Zusammenarbeit durch die Landeshauptstadt Dresden (MAtchUP), der Stadion Dresden Projektgesellschaft und der Fangemeinschaft Dynamo Dresden organisiert, wurde der Hackathon in der VIP-Lounge des Stadions ausgetragen und von uns als Smart Systems Hub moderiert und methodisch begleitet.
Grodde 2021 © LHD, SLUB
Die Digitalisierung ist ein Instrument des gesellschaftlichen Fortschritts. Wenn wir es klug angehen, liegt darin die Chance für mehr Mitbestimmung und Mitgestaltung der Fans, die ihre Interessen einbringen.
– Andreas Göckeritz | Vorsitzender | Fangemeinschaft Dynamo
Was in 48 Stunden alles möglich ist – Rund ums Stadion und darüber hinaus
48 Stunden lang entwickelten rund 50 junge Software-Entwickler, erfahrene Programmierer und Studenten prototypische Anwendungen. Am Ende wurden die besten Lösungen von einer Fachjury prämiert.
Alle Lösungen basieren dabei auf offenen und frei verfügbaren Daten, um den Open Source Gedanken zu stärken und die Ergebnisse auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Für die unterschiedlichen Datenportale (Open Data Portal des Freistaat Sachsen, Open Data Portal der Landeshauptstadt Dresden, Geodaten GeoSN, Deutsche Bahn, VVO/DVB, u.a.) standen jeweils Schnittstellenexperten beratend zur Seite.
Der Weg ins Stadion
Den Innovationspreis erhielten die Entwickler*innen der „Dynavigation“–App. Selbige berechnet den einfachsten und schnellsten Weg zum Stadion, wobei sie in Abhängigkeit von der Entfernung adaptiv Routen zu Fuß, per Fahrrad, Auto oder dem ÖPNV vorschlägt. Auch Datenbanken der Verkehrsbetriebe, des VVO, Nextbike oder der städtischen Parkplatzauslastung fließen in die Routenfindung ein. Besonders hervorzuheben ist, dass die App neben diesen Abfragen über einen integrierten Auslastungsservice verfügt. Wurden die Kapazitäten einer Route schon durch vorherige Anfragen und Reservierungen ausgeschöpft, wird sie für weitere User nicht mehr angezeigt und stattdessen die nächstschnellste Option ausgegeben.
Vom Platz zur Bratwurst und zurück
Auch die zweite Challenge des Open Data Camp befasste sich mit verkehrstechnischen Problemen, allerdings in einem kleineren Maßstab. Wer schon mal im Rudolf-Harbig-Stadion war, kann sich sicherlich erinnern, wie unübersichtlich die Navigation im Stadionbereich sein kann. Zwar sind an vielen Stellen Schilder angebracht und im Begleitheft findet man auch eine Karte, doch wenn 30 000 Menschen gleichzeitig zu ihrem Sitzplatz, auf die Toilette oder zum Bratwurststand wollen, reichen diese Hilfestellungen oft nicht aus. Gerade Gäste, die nicht jedes zweite Wochenende im Stadion sind, können sich schnell überfordert und orientierungslos fühlen. Diesem Problem Abhilfe zu schaffen war eine weitere Aufgabe für die Teilnehmer des Hackathons.
Diesem Thema nahm sich unter anderem das Team der „Stadion Navigators“-App an. Das Areal des Stadions wurde hierfür in viele Navigationspunkte aufgeteilt. Nutzer können ihre Position eingeben und erhalten dann die schnellste Route zu ihrem Zielpunkt. Der Vorteil: Geschlossene Einrichtungen können direkt in der App vermerkt werden und falls Rolltore bei Sicherheitsspielen Wege versperren, kann dies direkt in die Routenfindung mit einbezogen und alternative Wegführungen ausgegeben werden. Zudem integriert die App ein System zum Besuchermanagement. User werden per Push-Benachrichtigung über den optimalen Ankunftszeitpunkt informiert, um lange Schlangen vor dem Stadion zu vermeiden.
Grodde 2021 © LHD, SLUB
Historisches Dresden erleben
Das Open Data Camp 2021 war allerdings nicht nur eine Plattform zur Lösung verschiedener logistischer Probleme. So ging der mit 500 Euro dotierte Hauptpreis für die „beste Anwendung“ an das Team der App „History on the go“. Als Grundlage diente ein Datenset der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek von historischen Bildern. Einige davon waren schon mit Geodaten verknüpft und bildeten die Basis für einen der beiden Modi, die die App anbietet. In diesem können historische Bilder per Smart Phone mittels Augmented Reality im Kontext erkundet werden.
Der zweite Modus der App dient der Vervollständigung eines großen Datensets historischer Abbildungen Dresdens. User können historische Bilder abfragen und ihnen Geodaten zuweisen. Haben genug User einem Bild den gleichen Ort zugewiesen, wird dies in die Datenbank übertragen. So wächst durch crowd sourcing der Datenschatz an alten Bildern, der für alle User in Augmented Reality erlebbar gemacht wird.
Ein weiteres Projekt widmete sich ganz der Fankultur von Dynamo Dresden. In Zeiten von Corona fällt der soziale Austausch innerhalb der Fangemeinde oft schwer, gerade wenn Spiele ohne Zuschauer stattfinden und Vereinskneipen leer bleiben müssen. Diesem Umstand schafft das Team des Projekts „FanAdventure“ Abhilfe. In einer digitalen Stadionwelt können sich Fans einloggen und ihre Avatare frei bewegen. Betritt man einen der Meetingräume, kann per Webcam und (Voice)Chat kommuniziert werden.
Kreativität & Methodik – ein Dreamteam
Neben den hier vorgestellten gab es noch viele weitere, spannende Projekte, die über die weiterführenden Links erkundet werden können. An den Ergebnissen der Teams lässt sich ablesen, dass das Open Data Camp 2021 ein wirklich erfolgreiches Projekt war. Die große Diversität und Kreativität der Projekte war überaus bereichernd und brachte eine Vielzahl an innovativen Ideen hervor.
Grundlage dafür war sicherlich ein guter methodischer Plan, der mit allen Teams durchlaufen wurde: von der zielgerichteten Teamzusammenstellung, über Teambuilding, Ideenfindung, Erarbeitung einer Lösungsidee bis hin zu Trainings für eine überzeugende Abschlusspräsentation. Und neben dem reinen Programmieren vor dem Notebook, muss immer die Zeit sein, das Problem zu begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Veranstaltungsort sowie die agile Zusammenarbeit aller Organisatoren ermöglichten dafür unter anderem Stadionrundgänge und das Vermessen von Wegen, Barrieren und Abständen.
Retrospektiv analysiert unser Co-Innovations Experte Hans Klingstedt die Veranstaltung:
“Aus meiner Sicht gibt es drei große Erfolgsfaktoren für diese gelungene Veranstaltung.
- Auch ein authentischer Hackathon braucht einen professionellen Rahmen. Durch die umfängliche Betreuung der Teams konnten wir dies gewährleisten.
- Durch ein gut organisiertes Onboarding der Teams entsteht Wettbewerb und hohe Dynamik
- Methodische Angebote in Verbindung mit einem hohen Freiheitsgrad, ermöglichen kreative Prozesse. Auch hier konnte die Veranstaltung glänzen.”
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Beteiligten dafür bedanken und freuen uns, dass die vielversprechenden Ansätze auch in Zukunft weiterverfolgt werden.
Grodde 2021 © LHD, SLUB
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Luisa Göhler
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