Innovationspotential von 5G Campusnetzen – ein Interview mit Prof. Frank H. P. Fitzek, TU Dresden
- On 4. September 2020
Videointerview | mit Prof. Frank H. P. Fitzek | Deutsche Telekom Chair, Technische Universität Dresden
Warum ist Dresden der perfekte Standort für die Entwicklung von 5G?
Prof. Frank Fitzek: Zum Ersten hat Dresden natürlich eine Exzellenz-Uni, aber auch am Campus sind noch weitere Forschungsinstitute angegliedert, mit denen man natürlich super zusammenarbeiten kann. Wir haben auch eine sehr agile Start-Up-Szene, mit der man a) zusammenarbeiten kann aber b) auch selbst Start-Ups formen kann. Und dann ist natürlich die Industrie, die Mikroelektronik, die um Dresden angesiedelt ist, auch sehr interessant für uns.
Warum ist 5G essenziell für die Umsetzung des Internets der Dinge oder auch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine?
Prof. Frank Fitzek: 5G ist auf jeden Fall wichtig, um das Zusammenarbeiten zwischen Mensch und Maschine zu ermöglichen. Das Schlagwort hier ist Latenz oder Verzögerung, also wie schnell kann das Netz eine Antwort auf die Anfrage, die ich stelle, geben? Das ermöglicht ganz neue Dinge, die wir mit den heutigen Netzen nicht erreichen können. Und das wiederum ermöglicht neue Arbeitsformen, wo der Mensch sehr innovativ ist, und dem Menschen die repetitiven Arbeiten abgenommen werden.
Wo sehen Sie in Bezug auf die Industrie das größte Potential von 5G?
Prof. Frank Fitzek: Im Moment liegt wahrscheinlich das größte Potenzial erst mal in der Verwertung für den Kunden, also dem ganz normalen Consumer Bereich. Denn da kommen wir eigentlich auch her. Das haben wir bei 3G so gemacht, bei 4G … aber auch sehr schnell mit den neuen Releases – da muss man mal fachlich sagen von Release 15 auf 16 – gibt es eben diese neuartige Latenz. Und mit dieser Latenz, die wir dann haben, können wir Maschinen ansteuern, also auch Industrie und den Bereich automatisiertes Fahren.
Wie treiben Sie die Anwendung von 5G konkret voran?
Prof. Frank Fitzek: Wir haben bei der Entwicklung von 5G maßgeblich mitgearbeitet. Insbesondere in der Unterstützung bei den Verzögerungszeiten. Zum Beispiel, wie diese eingerichtet werden sollen. Darüber haben wir eine lange Zeit gesprochen.
Heute ist es so, dass wir mit 5G natürlich versuchen auch wirklich 5G-Testfelder zu ermöglichen, um verschiedene Anwendungsfälle zu untersuchen. Und wir haben hier am Standort auch ein 5G Campusnetz, d.h. Wir können so eine Art Insellösung an jeden Ort in Dresden und Umgebung fahren, um dann dort Sachen auszutesten.
Gibt es schon sächsische Partner, mit denen Sie an konkreten 5G Anwendungen arbeiten?
Prof. Frank Fitzek: Im Moment arbeiten wir im Bereich 5G Campus mit dem Start-Up Wandelbots zusammen, die natürlich einen sehr interessanten Anwendungsfall haben – die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Wandelbots ist auch in dem BMBF-geförderten Projekt 5G Campus dabei.
Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis auch kleinere sächsische Unternehmen oder Unternehmen im ländlichen Raum von den Möglichkeiten profitieren?
Prof. Frank Fitzek: Grundsätzlich kann auch heute schon jeder an 5G teilhaben. Man muss natürlich sagen, dass man warten muss, bis die Ausbaustufe vom 5G Netz entweder im ländlichen Raum angekommen ist. Oder aber für bestimmte Anwendungsfälle 5G Campusnetze, die wir hier auch mit anbieten, selbst aufbauen, wenn es sich denn lohnt.
Und grundsätzlich gilt, dass mit 5G eigentlich der Anwendungsfall mitgeliefert wird. Wenn ich also noch einmal über Wandelbots nachdenke, die das Programmieren von Robotern oder Anlernen von Robotern demokratisiert haben, dann wird man am Ende gar nicht mehr merken, dass man 5G hat. Man braucht es zwar, aber man nutzt eigentlich den Anwendungsfall von Wandelbots.
Für Industrieanwendungen braucht es neue Endgeräte. Wie sieht es mit der Verfügbarkeit aus?
Prof. Frank Fitzek: Die Verfügbarkeit von 5G-Endgeräten ist etwas durchwachsen. Es gibt natürlich Endgeräte höherwertiger Art, die heute schon im Bereich mobiler Endgeräte wie beispielsweise einem Smartphone zur Verfügung stehen. Was wir natürlich noch brauchen, sind sehr preisgünstige Sensoren, IoT-Devices. Da gibt es mittlerweile etwas und es sieht auch so aus, als würde es davon in den nächsten Monaten zahlreiche Stückzahlen geben.
Vermehrt wird schon jetzt über 6G gesprochen. Wer sollte sich schon jetzt damit auseinandersetzen und warum?
Prof. Frank Fitzek: Der Begriff 6G ist natürlich dahingehend irreführend, dass wir vielleicht noch einmal ein zellulares, nationales Netz aufbauen sollten. Das kann natürlich in ein paar Jahren anders aussehen, aber im Moment haben wir mit dem Aufbau von 5G noch sehr viel zu tun. Trotzdem geht natürlich die Entwicklung von Kommunikationsnetzen weiter. 6G steht da als Synonym für „Was kommt danach?“.
Sehr interessant sind wie gesagt diese Inselanwendungen, die Campuslösungen. Für einen bestimmten Standort, wie zum Beispiel BASF Schwarzheide oder SIEMENS hier in Sachsen, könnte man sich überlegen, ob es sich lohnt ein eigenes 5G Netz aufzubauen. Wie kann so etwas kostengünstiger werden? Wie implementiert man neue Features, wie Sicherheit? Wie bekommt man noch weiterhin Localisation hin?
Also die Weiterentwicklung findet auf jeden Fall statt. Ob das nun den Titel 6G trägt oder etwas Ähnliches, müssen wir sehen.
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