5G Campusnetze in der Anwendung – ein Interview mit Norman Franchi
- On 4. September 2020
Videointerview | mit Norman Franchi | Geschäftsführer, 5G Lab GmbH & Geschäftsführer Advancing Individual Networks GmbH (AI Networks)
Wo liegt der Forschungsschwerpunkt des 5G Lab Germany?
Wir haben in den letzten Jahren hier im 5G Lab Germany maßgeblich an 5G geforscht und vor allem auch die Umsetzung und Konzeption von 5G Campusnetzen. Daraus ist unter anderem eine Initiative entstanden wie das Industrial Radio Lab Germany, welches sich maßgeblich damit beschäftigt, wie 5G Campusnetze für professionelle, industrielle Anwendungen weiter gestrickt werden. Und vor allem auch das Thema Resilienz eine ganz wichtige Rolle spielt.
Was macht 5G im Zuge der Industrie 4.0 besonders und in welchen Branchen setzen Sie an?
5G ist insofern nicht nur die nächste Mobilfunkgeneration. Was sie von bisherigen Funklösungen unterscheiden wird, ist, dass sie wirklich für professionelle Einsätze gemacht ist. Das heißt vor allem in der Industrie 4.0 wird 5G dann zum Zuge kommen, wenn im Zuge der Digitalisierung immer weiter in modularen Produktionsaufbauten alles drahtlos und sehr, sehr zuverlässig und mit sehr niedrigen Reaktionszeiten vernetzt werden soll.
Wir haben das weiter getrieben. Wir haben das Ganze auch sowohl in den Anwendungsbranchen der Landwirtschaft betrachtet, was man hier mit sehen kann (zeigt auf ein Banner), wo wir ein großes Testfeld namens Landnetz haben. Genauso das Forschungsfeld Lausitz, in dem wir eine digitale Baustelle betrachten.
Wie lösen Sie die individuellen Anforderungen an 5G seitens der Industriekunden?
Wir haben im Rahmen von Campusnetzen – Campusnetz beschreibt, nur zur kurzen Erklärung, nicht öffentliche drahtlose Mobilfunknetze, sondern solche, die für einen speziellen Anwender und seine Anwendungsfälle gemacht sind – gesehen, dass gerade der Betrieb dieser Campusnetze große Herausforderungen darstellt und vor allem die Individualisierung auf den jeweiligen Kunden und seinen Bedarf. Deswegen haben wir dafür aus unseren Forschungsarbeiten, unseren Experimentierfeldern oder Testfeldern heraus eine neue Firma gegründet: die AI Networks. Die kümmert sich genau um diese Thematik: individualisiert Netze konfigurieren zu können und dann auch eben in kleinen Teilen betreiben zu können und das ideal ergänzt mit öffentlichen Mobilfunkinfrastrukturen, die beispielsweise von Vodafone gestellt werden.
Welche Rolle spielen 5G-fähige Endgeräte für die Umsetzung von Campusnetzen?
Wenn man Campusnetze für die Industrie konzipieren, umsetzen, planen und vor allem auch in die Versuchsträger bringen möchte, dann ist die Infrastruktur die eine Seite. Die andere Seite sind aber immer die Endgeräte selbst. Ob ich jetzt von einem fahrerlosen Transportsystem spreche, ob ich von einem Fahrzeug selbst spreche, ob von einem Roboter, einer Drohne, wie auch immer … Es geht an dieser Stelle um die Endgeräte. Wir haben uns mit AI Networks und mit der 5G Lab Germany auch maßgeblich darum gekümmert, dass die Infrastruktur bestmöglich als Campusnetze für die jeweiligen professionellen Dienste der Industrie gemacht werden. Auf der anderen Seite kümmern wir uns aber auch um die Endgeräte-Thematik. D.h., Wir kümmern uns darum, wie wir eingebettete Module bekommen, die im kleinsten Formfaktor vorhanden sind und die dann in Fahrzeuge, in Drohnen – wie auch immer – direkt einfach integriert werden können und die entsprechenden Schnittstellen haben. Da entwickeln wir Prototypen. Wir entwickeln Lösungen, die dann später auch am Markt in den unterschiedlichsten Domänen eingesetzt werden können.
Wo sehen Sie zukünftige Anwendungsfelder für Campusnetze?
Das Konzept der Campusnetze ist im Bereich der industriellen Fertigung soweit schon gut bekannt. Wir sind im Moment in der Phase, in der es wirklich erprobt wird – hands-on. Man baut Netze auf, man erprobt erste Use Cases, da ist also schon ein gutes Verständnis da. Was wir jetzt machen, ist, wir schauen uns andere Domänen an und wollen herausfinden, welchen Benefit ein Campusnetz zum Beispiel für die Landwirtschaft haben könnte? Welchen Benefit haben Campusnetze für Baustellen? Und wie kann man das Konzept der Campusnetze überhaupt anwenden und es gegebenenfalls erweitern, um es in diesen Domänen nutzen zu können? Das ist Inhalt unserer großen 5G Testfelder, einmal vom Experimentierfeld Landnetz im landwirtschaftlichen Kontext und einmal im Forschungsfeld Lausitz für den Aufbau einer digitalen Baustelle, die durchgängig mit 5G vernetzt ist. Beide bauen auf dem Campusnetz-Konzept auf.
Sie forschen auch im Bereich Resilienz. Was heißt das genau?
Ein weiterer wichtiger Fokus unserer Arbeit liegt darauf, zu erforschen wie resiliente Netze der nächsten Generation aussehen. Ob 5G oder Folge-Generationen – wie müssen Netze designed sein, damit sie komplett ausfallsicher sind? Nicht, wie heutige Systeme, die auf Best-Effort-Prinzipien aufbauen, sondern Netze, die professionell genutzt werden. Netze, die extrem zuverlässig funktionieren und die, wenn Fehler passieren – ob gewollt oder ungewollt, vorhersehbar oder nicht vorhersehbar – damit umgehen können, sich selbst heilen können, es optimieren können und damit eben eine gewisse Resilienzklasse erfüllen und eine funktionelle Sicherheit bieten.
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Luisa Göhler
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