Frauen in der Tech-Branche: Eine Reise durch Erfolg und Inspiration
- On 23. Oktober 2023
Interview mit:
- Gesche Weger – Geschäftsführerin, Packwise
- Elif Tasdemir – Postdoctoral Researcher, TU Dresden
- Jana Eisoldt – Associate Researcher Forschungsgruppe Datenschutzgerechte und sichere Datenverarbeitung, Barkhausen Institut
- Danielle Braun – Leiterin Inno-Lab, GlobalFoundries Dresden
- Fatlinda Nikqi – Co-Founder & COO, Coderitter
- Ulrike Gerecke – Business Development Manager, Smart Lab Solutions
Wir sprechen mit sechs bemerkenswerten Frauen, die in Start-Ups, Corporates und in der Forschung tätig sind. Wir stellen Fragen, die nicht nur ihren beruflichen Weg beleuchten, sondern auch wertvolle Einsichten in die Erfolgsgeheimnisse dieser schnelllebigen Branche bieten. Von persönlichen Strategien bis zu beeindruckenden Projekten – erfahre, wie Frauen in der Tech-Branche Großes bewirken. Zudem werfen wir einen Blick auf die drängende Frage, wie wir mehr Frauen dazu inspirieren können, sich in Technologie und MINT-Fächern zu engagieren, und welche Unterstützungsinitiativen es gibt.
Hallo an alle. Wir freuen uns, dass ihr euch Zeit für ein kurzes Interview genommen habt. Vielen Dank dafür!
→ Zunächst einmal zu euch. Wie seid ihr zu eurem jeweiligen Unternehmen gekommen und was ist euer Aufgabenbereich?
Gesche Weger: Ich habe Packwise 2017 gemeinsam mit meinen Mitgründern Felix und René gegründet, weil wir extrem spannende Möglichkeiten sahen den Einsatz von Industrieverpackungen über digitale Technologien zu erweitern und zu optimieren. Ich bin Geschäftsführerin bei Packwise und hauptverantwortlich für die Bereiche Finanzierung, Marketing und HR.
Elif Tasdemir: I came to TU Dresden in 2018 to study my Ph.D. degree. When I searched departments in Germany to study my Ph.D., I was impressed by the TU Dresden, especially the current chair that I am working in. The chair has a variety of projects, students, facilities and social activities. After seeing their profile, I decided to apply and work there. My area of responsibility is mainly research and development. Here we develop new technologies. Sometimes we involve in teaching as well.
Jana Eisoldt: Ich bin tatsächlich zufällig auf das Barkhausen Institut aufmerksam geworden. Da ich gern in die Wissenschaft gehen wollte, und der Aufgabenbereich für mich thematisch gut gepasst hat, habe ich mich direkt beworben.
Danielle Braun: Ich bin vor über 20 Jahren – damals noch bei AMD – in die Halbleiterbranche eingestiegen. Nach Stationen im Projekt Management und der Yield-Vorhersage bin ich seit 2022 Innovation Managerin bei GlobalFoundries und unterstütze dabei, Out-of-the-Box-Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Außerdem bin ich Scrum Masterin und gebe Trainings zu den Themen Agilität und Scrum.
Fatlinda Nikqi: Die Idee für Coderitter entstand während meines Studiums in Zusammenarbeit mit Mitgründer René Gastmeier, der bereits langjährige Erfahrung als Informatiker hatte. 2020 haben wir die Coderitter GmbH gegründet, um innovative IoT-Lösungen anzubieten, insbesondere im Bereich edge AI. Unser Produkt Tribok beschleunigt den Einstieg in IoT-Anwendungen und hilft bei der Identifizierung wirtschaftlich sinnvoller Use Cases, insbesondere in Predictive Maintenance und Smart City.
In meinem Unternehmen trage ich die Verantwortung für Marketing, HR und Finanzen. Als Mitgründerin fungieren wir auch als eine Art „Chief of Everything.“
Ulrike Gerecke: Auf meiner Visitenkarte steht „Business Development“. In einem typisch start-up-mäßigen Umfeld bedeutet das, dass ich mich mit einer Vielzahl von Themen befasse, darunter strategische Projektentwicklung, Kundenakquise, Marketing, PR und Partner-Management. Diese Rolle beinhaltet eine breite Palette von Aufgaben im Bereich der Unternehmensentwicklung.
Die Verbindung zu Smart Lab Solutions geht weit zurück – ich pflege eine berufliche Freundschaft mit unserem Gründer Felix, den ich seit vielen Jahren kenne. Als Smart Lab Solutions gegründet wurde, war es für mich selbstverständlich, Teil dieser Reise zu sein. Ich bringe meine Erfahrungen und Fachkenntnisse in das Unternehmen ein, um gemeinsam an der Weiterentwicklung und dem Erfolg des Unternehmens zu arbeiten.
→ Die Tech-Branche lebt vom ständigen Wandel. Was braucht es, um in dieser schnelllebigen Branche erfolgreich zu sein?
Gesche Weger: Neugier, Interesse und Offenheit. Und auch Beständigkeit und einen langen Atem, um Technologien von der Entwicklung bis hin zur Anwendung zu bringen. Besonders, wenn man ein neuartiges Angebot baut und den Markt dafür erst schaffen muss.
Elif Tasdemir: It is necessary to be updated by reading new published articles, going to conferences and listen new trends in technology, and participating fairs to see the latest products.
Jana Eisoldt: Um in der Branche mithalten zu können benötigt es definitiv die Bereitschaft, dauerhaft zu lernen und auch gewohnte Konzepte ständig zu hinterfragen. Ich persönlich finde es auch einfach schön zu wissen, dass sich so viel verändert und nicht in Stein gemeißelt ist.
Danielle Braun: Meiner Meinung nach braucht es zum Einen Offenheit und Kreativität, ungewöhnliche Lösungsansätze zu entwickeln und den Mut, diese auszuprobieren, selbst wenn es sie im ersten Moment abwegig erscheinen. Zum Anderen müssen Unternehmen flexibel bleiben, um diesem Wandel zu begegnen.
Fatlinda Nikqi: In der Tech-Branche ist Anpassungsfähigkeit entscheidend. Als Unternehmen, das Lösungen für andere Unternehmen entwickelt, wissen wir, wie wichtig es ist, Veränderungen zu erkennen und anzunehmen.
Wir sind stets offen für neue Technologien und Ideen und respektieren bestehende Prozesse, während wir gelegentlich Impulse für Innovationen setzen. Die Diversität unserer Teammitglieder, der Coderitter, ist unsere Stärke. Ihre vielfältigen Kenntnisse und Persönlichkeiten ermöglichen es uns, Herausforderungen objektiv zu bewerten, indem wir externe Perspektiven einbeziehen. Insgesamt ist in der Tech-Branche die Fähigkeit zur Anpassung und die Wertschätzung unterschiedlicher Ansichten entscheidend für den Erfolg.
Ulrike Gerecke: In der Tech-Branche, die von ständigem Wandel geprägt ist, sind rasante Entwicklungszyklen und kontinuierliche Weiterentwicklung von Themen entscheidend. Es ist wichtig, mit dieser Dynamik Schritt zu halten, angetrieben von intrinsischem Interesse und Leidenschaft für die Materie. Diese intrinsische Motivation ist nicht spezifisch für die Branche, sondern ein universelles Prinzip des Erfolgs. Zusätzlich zu dieser inneren Motivation ist eine solide fachliche, oft akademische Ausbildung von großer Bedeutung, vielleicht mehr als in anderen Branchen. Erfahrungen im Teammanagement und das Geschick im Umgang mit branchenspezifischem Know-how sind weitere Schlüsselfaktoren, um in dieser herausfordernden und sich ständig verändernden Umgebung erfolgreich zu sein.
→ Was hilft euch dabei persönlich? Habt ihr Tipps und Tricks, die ihr teilen möchtet?
Gesche Weger: Mir hilft ein starkes, diverses und motivierendes Team, mit dem man durch dick und dünn gehen kann. Durch den Austausch mit anderen Gründer*innen kann ich Situationen besser verstehen und einordnen und bekomme wertvolle Impulse.
Elif Tasdemir: I join events, conferences in which hot topics in technology are discussed. Moreover, if I wonder latest research and development in a particular field, I search latest published articles about the topic from search engines. I follow big tech companies in social media to see their updates about development that they do. I take online courses provided by different platforms to learn continuously and keep myself updated. Finally, being in a university always helps me to be on track since I hear many ideas and news from around: Colleagues, students, professors and lectures.
Jana Eisoldt: In meinem Umfeld sind naturgemäß auch viele Freund*innen in einem ähnlichen Bereich unterwegs. Der Austausch untereinander und die geteilte Begeisterung hilft mir persönlich sehr, einerseits auf spannende Themen aufmerksam zu werden und andererseits motiviert zu bleiben. Und ganz klar, wenn man einen Sinn in der eigenen Arbeit sieht, hilft das auch.
Danielle Braun: Mir helfen Perspektivwechsel mit teilweise kurzfristigen Änderungen gut klarzukommen. Mich zu fragen „Warum will mein Gegenüber jetzt etwas ganz Anderes als besprochen?“, hilft mir da flexibel zu bleiben.
Fatlinda Nikqi: Ich bleibe flexibel und offen für Veränderungen, das habe ich als Migrantin bereits als Kind gelernt. Sowohl während meines Studiums als auch in meiner beruflichen Laufbahn habe ich gelernt, dass Geduld oft der Schlüssel zur Entwicklung ist und zu schnelle Veränderungen Überforderung mit sich bringen können. Ich sehe mich als lebenslange Lernerin, die stets ihren Horizont erweitert, selbst in Fachbereichen außerhalb ihres ursprünglichen Gebiets. Ich liebe diese Themen und gleichzeitig sehe ich die Verantwortung, die Tech-Welt mitzugestalten und weiterzugeben. Als Gründerin weiß ich, dass das Risiko des Unbekannten Teil des Abenteuers ist, und oft ist der richtige Zeitpunkt für Veränderungen schlicht und einfach jetzt (zumindest für mich).
Ulrike Gerecke: Ich finde persönliche Motivation und Wertschätzung darin, anderen helfen zu können. In Projekten ist es entscheidend, zuerst das eigentliche Problem genau zu verstehen und dann gemeinsam daran zu arbeiten. Customer- Centric heißt das Prinzip sich immer immer zu fragen „Löst das, was ich mache, das Problem meines Kunden“.
Der zweite Punkt, der vielleicht banal klingt, aber von großer Bedeutung ist: Teamwork. Das bedeutet, sich von anderen fachlichen Expertisen ergänzen zu lassen und regelmäßiges Sparring mit Kollegen und Kunden zu betreiben. Durch gemeinsames Lösen komplexer Fragen entsteht ein fruchtbarer Boden für das Überschreiten der üblichen Grenzen und den Einsatz für die „extra Meile“. Dies geht über den 80%-Erfolg im Projekt hinaus und fördert echte Innovation.
→ Auf welches eurer Projekte seid ihr besonders stolz?
Gesche Weger: Gerade rief ein Chemieunternehmen an, das sich für unsere Lösung interessiert. Es steht gerade vor der Entscheidung, neue Container anzuschaffen, überlegt aber stattdessen seine bisherige Flotte mit Packwise „smart“ zu machen. Das passiert nun regelmäßig und dass diese Vision von Packwise vom Markt aktiv aufgegriffen wird, macht mich sehr stolz.
Jana Eisoldt: Für meine Bachelorarbeit habe ich mehrere Auszeichnungen bekommen, was ich niemals erwartet hätte und mich umso mehr gefreut hat. Das hat mein Selbstbewusstsein enorm gestärkt und mir überhaupt erst gezeigt, was eigentlich möglich sein kann. Auch wenn das jetzt schon ein paar Jahre her ist, hilft mir der Gedanke daran immer wieder dabei, neue Motivation zu finden.
Danielle Braun: Ich habe mit einem Scrum-Team an der Erarbeitung eines Algorithmus gearbeitet, der in der Lage ist, automatisch Defekte auf Wafern zu klassifizieren. Eine coole Sache, denn das war vorher langwierige und interpretationsanfällige Handarbeit.
Fatlinda Nikqi: Ein Herzensprojekt von mir ist die Förderung digitaler Kompetenzen und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz im privaten und beruflichen Leben. Zudem setze ich mich für jährliche Digitalisierungsupgrades an Universitäten und Behörden ein. Mein vorheriges Engagement, das mit Sensibilisierungs-Workshops in Altersheimen begann, lag mir besonders am Herzen. In einer Zeit des rasanten Wandels ist es entscheidend sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Ich glaube fest daran, dass wir nicht nur Interesse wecken, sondern auch die Offenheit für Veränderungen fördern müssen, da das Interesse am Wandel der Ausgangspunkt für Offenheit ist.
Ulrike Gerecke: Besonders stolz bin ich weniger auf ein konkretes Projekt, sondern vielmehr auf den kontinuierlichen Ausbau unserer SmartLab Family. In dieser Gemeinschaft engagieren sich Einzelpersonen aus verschiedenen Unternehmen der Branche, um Kundenprobleme ganzheitlich zu lösen. Was uns verbindet, ist die gegenseitige Wertschätzung für die Stärken des anderen und die gemeinsame Erkenntnis, dass wir die „großen“ Probleme nur im Zusammenhalt bewältigen können. Die Möglichkeit, an der Gestaltung und dem Wachstum dieser Gemeinschaft teilzuhaben, erfüllt mich mit Stolz.
→ Welche Vorbilder oder Role Models seht ihr in der Tech-Branche, die Frauen ermutigen können, sich in diesem Bereich zu engagieren, und was können wir von ihren Erfahrungen lernen?
Gesche Weger: Ich schätze den Beitrag von Verena Pausder und Lea Cramer mit ihrem Podcast Fast&Curious, den sie für die Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit von Frauen in Business, Startup und Technologie leisten.
Elif Tasdemir: I see woman professors and managers, senior women researchers as role model. Actually I also see successful men as role model. I do not see any difference between man and woman to be successful. What I learned from my professional life is that a river cuts through rock not because of its power but because of its persistence. When we keep persistence in our life, it is most likely we become successful and a role model for others.
Jana Eisoldt: Gute Frage, ich persönlich kann für mich niemanden benennen (was schon ein wenig traurig ist…). Ich ziehe meine Role Models eher aus dem persönlichen Umfeld, seien es Professorinnen oder Frauen die einen ähnlichen Werdegang hatten wie ich. Da hilft es einfach, von den Erfahrungen zu lernen und uns von ihnen auf bestehende Probleme aufmerksam machen zu lassen, damit es für zukünftige Generationen einfacher wird.
Danielle Braun: Es gibt mittlerweile so einige Role Models. Da fällt es mir schwer, einzelne herauszupicken. Die Gemeinsamkeit diese Frauen ist wahrscheinlich Durchhaltevermögen. Denn das brauch(t)en sie, um sich in dieser Branche zu behaupten. Ein ganz wichtiger Baustein ist meiner Meinung nach auch das Netzwerken. Im Austausch stellen wir häufig fest, dass Andere die gleichen Schwierigkeiten haben. Und es ist hilfreich, von deren Strategien zu lernen. Schwarmintelligenz ist eine mächtige Ressource.
Fatlinda Nikqi: In der Welt der Technologie gibt es inspirierende Persönlichkeiten, sowohl aus der Geschichte als auch aus der Gegenwart. Ein Beispiel aus der Vergangenheit sind die sechs Frauen, die in den 1950er Jahren maßgeblich an der Programmierung des „Eniac“, des Nachfolgers eines ersten vollelektronischen Rechners, beteiligt waren. Ihre Leistungen wurden erst später anerkannt. Die Bedeutung von Vorbildern, sowohl aus der Geschichte als auch von heute, sollte betont werden. Ein aktuelles Role Model für mich ist Mira Murati, die CTO von Open AI und maßgeblich an ChatGPT beteiligt ist. Ihr Engagement unterstreicht, wie wichtig ein vielfältiges Team bei der Entwicklung technischer Produkte ist, um menschliche Vorurteile in der Programmierung zu überwinden.
Ulrike Gerecke: Die Frage ist global schwer zu beantworten. Es ist in der Tat eine globale Herausforderung, den Anteil der Frauen in MINT-Fachbereichen zu steigern. Ein Ansatzpunkt sind Mentoren-Programme, die eine wichtige Rolle spielen können. Indem Frauen die Möglichkeit haben, sich im Rahmen dieser Programme im regelmäßigen 1-zu-1-Austausch mit Mentorinnen zu befinden, können sie von deren Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolgen lernen.
→ Auch in der Ausbildung ist der Anteil der Frauen innerhalb der MINT-Fächer vergleichsweise niedrig. Wie können Schulen und Hochschulen dazu beitragen, mehr Frauen für Technologie- und MINT-Fächer zu begeistern und sie auf eine Karriere in der Tech-Branche vorzubereiten?
Gesche Weger: Meine aktuelle Erfahrung ist, dass ein traditionelles Rollenverständnis an Schulen noch viel zu sehr propagiert wird und in vielen Lehrbüchern zementiert wird. Da müssen wir ansetzen und außerdem junge Leute gezielt ermutigen, sich mit MINT auseinanderzusetzen. Auch Unternehmen können einen großen Beitrag leisten, in dem sie Mitarbeiter*innen die Möglichkeit zu geben Kompetenzen, zum Beispiel im IT-Bereich, aufzubauen und das Wissen in der Praxis anzuwenden und weiterzuentwickeln.
Elif Tasdemir: I see some good example in my current department for this purpose. Young women visit our chair, see demonstrations and talk to the researchers to relieve their concerns. Addition to this, some mentors form tech STEM sector can be assigned to the young women to guide interested ones. For instance, a young woman who has interest in computer science can have a mentor in science or practice to enlighten young woman about life in computer science. Last but not least, there can be some days when professors give lectures to the young woman about basics of their field.
Jana Eisoldt: Vorbilder sind da definitiv hilfreich, damit sich junge Frauen schneller trauen, in diesen Bereichen eine Karriere überhaupt in Betracht zu ziehen. Meiner Meinung nach sollte es auch häufiger separate Seminargruppen und Studiengänge für FLINTA* Personen geben. Erfahrungen zeigen, dass das für beide Seiten sehr bereichernd ist, da andere Fragen gestellt werden als in einem gemischten Umfeld und der Umgang ein ganz anderer ist.
Danielle Braun: Zu aller erst sollten dort Stereotype wie „Mädchen können kein Mathe und nur Jungs interessieren sich für Informatik“ etc. raus aus den Köpfen. Das ist längst widerlegt. Stattdessen sollten Mädchen ermutigt werden, sich auszuprobieren. Generell finde ich, dass der MINT-Unterricht praxisnaher und ansprechender gestaltet werden sollte, damit alle daran Freude haben können.
Fatlinda Nikqi: Die Anpassung von Lehrmaterialien an verschiedene Lebensrealitäten ist ein wichtiger Schritt, wobei Referentinnen oder Praxispartnerinnen Vorbilder in Schulen und Hochschulen auch eine entscheidende Rolle spielen. Sie erweitern in frühen Entwicklungsstadien den Horizont für technische Themen und beseitigen Vorurteile.Die Sprache ist ein umstrittenes, aber wichtiges Thema, das unsere Wahrnehmung und Realität beeinflusst. Eine geschlechtergerechte Sprache in Stellenausschreibungen und im Alltag hat nachweislich Einfluss auf junge Mädchen. Sprache formt Gedanken und spiegelt Realität wider – beides geht Hand in Hand.
Ulrike Gerecke: Mehr weibliche Lehrer in den MINT-Fächern – Aber wo man einsetzen muss, um diese Spirale schneller in Gang zu bringen, weiß ich auch nicht. Da hilft wohl nur ausprobieren und dranbleiben.
→ Kennt ihr Initiativen, Maßnahmen oder Programme, die junge Frauen und Mädchen auf ihrem Weg in die Tech-Karriere unterstützen?
Elif Tasdemir: I know Girl’s Day in Germany. Every year around spring, young women from schools are visiting university or other fields to get insight about the technology. I also know Science Night (Lange Nacht der Wissenschaften) in Dresden when young women and men are coming to university to see technological development is the university with their families.
Jana Eisoldt: Wie bereits beschrieben: Frauenstudiengänge, die HTW Berlin hat zum Beispiel einen für die Informatik. Ansonsten sind noch Mentoring Programme sehr hilfreich, das hat mir geholfen. Auch Veranstaltungsreihen zum Austausch untereinander. Da finde ich das Format „STEM Girls“ der Jungen GI auch sehr schön.
Danielle Braun: Eine tolle Initiative ist z. B. der Girls Day, an dem GlobalFoundries jedes Jahr Mädchen im Teenageralter einlädt und ihnen verschiedene Bereich in unserem Unternehmen vorstellt. Diese Mädchen betreut das Team „Youth Education“, welches ein Teil des firmeneigenen Netzwerks GlobalWomen ist. Dort engagieren sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, um bei Kindern und im speziellen Mädchen schon ab Vor- und Grundschule Interesse für Technologieberufe zu wecken und Berührungsängste gar nicht erst aufzubauen. Auf der weiterführenden Schule ist es dafür leider manchmal schon zu spät.
Fatlinda Nikqi: Wenn es um die Praxis geht, hebe ich die „Codeweek“ und die „Hackerschool“ hervor. Speziell für Mädchen ist „tech4girls“ eine großartige Ressource. Im unternehmerischen Kontext, insbesondere im MINT-Bereich, engagiere ich mich aktiv als Mentorin bei der HHL Gründerinnen Initiative aus Leipzig. Diese Initiative begleitet Gründerinnen und Frauen mit vielversprechenden Gründungsideen über ein Semester hinweg.
Ein inspirierendes Zitat von Jessica Alba, das oft von der Gründerin Lea Sophie Cramer zitiert wird: „To all women: If you have a seat at the table, open the door and let 10 more in.“ Es ermutigt dazu, nicht nur selbst aktiv zu werden, sondern auch andere Frauen in der Technologiebranche zu unterstützen und zu fördern. Zusammenarbeit und Empowerment sind entscheidend.
Ulrike Gerecke: Ich hatte anfangs Bedenken bezüglich Initiativen für Frauen, da sie oft zu einseitig wirken können. Auf einer Veranstaltung „Women on Fire“ von Femmit hat sich meine Meinung etwas gedreht. Dort erkannte ich den Wert des Austauschs über mehr als nur die Mutterrolle. Frauen könnten viel voneinander lernen, nicht nur auf dem Spielplatz, sondern auch über erfolgreiche Tech-Projekte. Solche Initiativen bieten eine Plattform für Frauen, um ihre Erfahrungen und Fähigkeiten zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
→ Vielen Dank für diese spannenden Einblicke! Noch eine letzte Frage: Welchen Rat würdet ihr jungen Frauen geben, die Lust haben, im Tech-Bereich zu arbeiten?
Gesche Weger: Ihrem Interesse zu folgen und die Welt zu gestalten!
Elif Tasdemir: Tech sector requires persistency and interest. A young woman should know that there are tons of interesting fields, and she cannot master in all fields. Therefore, she should pick one of them which she likes most. Then she should work continuously in this field. She will learn everyday a bit and finally will accomplish her goal. She should never forget that beginning is not easy but after several trials she will have progress and success. Really, no need to get discouragement. There are many material nowadays to learn. I see many types of employees. For instance, some of them have no experience in the topic they need to work on. But they develop skills by working faithfully and they get experience by the time.
Jana Eisoldt: Wenn euch Technik interessiert, dann probiert euch einfach aus! Sucht Kontakt zu anderen Frauen, seit nicht schüchtern und unterschätzt euch nicht.
Danielle Braun: Ihr könnt tun, worauf immer ihr Lust habt. Seid mutig und verfolgt unbeirrt eure Träume.
Fatlinda Nikqi: Der Quereinstieg wird immer beliebter und ist gefragt. Dies bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile mit sich, sondern bereichert auch Unternehmen, da so Themen ohne festgelegte Schemata objektiv betrachtet werden können. Ein praktischer Tipp ist, LinkedIn zu nutzen und ein Netzwerk aufzubauen. Schaut euch erfolgreiche Frauen im Tech-Bereich an, vernetzt euch mit ihnen und zögert nicht, sie unverblümt anzuschreiben. Die Kenntnis von Vorbildern erhöht das Selbstbewusstsein und zeigt, dass es letztlich keine komplizierte Matrix ist, in der Tech-Branche zu arbeiten.
Ulrike Gerecke: Im Tech-Bereich findest du viele junge, engagierte Teams. Wenn du die Welt verändern möchtest, ist Technologie der Schlüssel dazu. Lass dich von dieser Möglichkeit inspirieren und gestalte etwas, das einen wirklichen Einfluss haben kann.
Kontakt
JANA EISOLDT
Associate Researcher Forschungsgruppe Datenschutzgerechte und sichere Datenverarbeitung, Barkhausen Institut
ULRIKE GERECKE
Business Development Manager, Smart Lab Solutions
ulrike.gerecke@smartlab-solutions.de
+49 (0) 351 85478504
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