Interview mit Daniel Tyoschitz, CEO & Co-Founder von AWAKE Mobility GmbH
- On 26. April 2021
Interview | mit Daniel Tyoschitz, CEO & Co-Founder | AWAKE Mobility
Predictive Maintenance im öffentlichen Nahverkehr: Das Münchner Startup AWAKE revolutioniert Flottenmanagement und datengetriebene Instandhaltung
Frage 1: Was macht AWAKE Mobility und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Wir sind ein Münchner Data Science Startup, das sich auf die Bereiche Condition Monitoring und Predictive Maintenance für Busse fokussiert. Mit unseren Analysen helfen wir Busbetreibern Kosten zu sparen und die Verfügbarkeit ihrer Flotte zu erhöhen. Auf die Idee sind wir gekommen, da Houssem Braham und Daniel Sattel in der Vergangenheit beide bei dem Predictive Maintenance Startup Konux gearbeitet hatten. Mitgründer Daniel Tyoschitz war Hochschuldozent für IoT und Digital Services. Also war das ganze Team schon mit dem Themenbereich sehr vertraut. Auf der Suche nach einem passenden Anwendungsfall, ist uns die Busbranche aufgefallen, da sie immer noch sehr traditionell arbeitet und somit große Potenziale für Innovationen bietet.
Frage 2: Was unterscheidet euch von euren Konkurrenten?
Andere Technologie-Unternehmen fokussieren sich hauptsächlich auf das Thema Flottenmanagement und nicht auf die digitale Instandhaltung. Um eine datengetriebene Instandhaltung umsetzen zu können, benötigt es eine komplett neue Hardware, die in der Lage ist die relevanten Fahrzeugdaten abzugreifen. Darüber hinaus muss die Expertise für die Datenübertragung und Analyse von verschiedenen Hersteller-Marken vorhanden sein. Vor allem die Analyse der Daten Bedarf die Anwendung moderner Machine Learning Ansätze. Diese Kompetenz ist in den meisten Unternehmen nicht verfügbar, allerdings Kern unserer Lösung.
Frage 3: Welche Ansätze gibt es für Predictive Maintenance im öffentlichen Nahverkehr?
Das Thema ist gerade in aller Munde, jedoch gibt es bislang nur AWAKE Mobility, die sich auf eine herstellerübergreifende Predictive Maintenance Lösung für Busse fokussieren. Es gibt eine Vielzahl an Problemen wie z.B. Türen, Bremsen, Abgas, Motor, Getriebe, Klima, etc. und für alle Probleme gibt es unterschiedliche Ursachen. Zwar gibt es vereinzelt Ansätze von Komponentenlieferanten für Busse ihre eigene Bauteile zu analysieren, jedoch reicht die einfache Datenanalyse nicht aus, um zuverlässige Algorithmen aufbauen zu können. Daten müssen kontinuierlich mit Werkstattinformationen abgeglichen werden und das komplette Produkt muss an die Prozesse und Bedürfnisse der einzelnen Nutzer angepasst werden. Im Endeffekt geht es darum Mitarbeiter innerhalb ihrer Prozesse zu befähigen, und somit reich einfaches Datenwissen über Bauteile nicht aus.
Frage 4: Welche Sensorik wird im Bus verwendet und kommt KI bei der Auswertung zum Einsatz?
Moderne Busse sind von Werk aus mit unglaublich viel Sensorik und Aktuatorik ausgestattet. Beim Auslesen der entsprechenden Datenquellen entstehen somit 80-100 GB an Daten je Bus im Monat. Diese Massen je Fahrzeug mit der Anzahl der Flotte multipliziert ergibt schnell große Mengen. Zunächst wird bei Predictive Maintenance mit Anomaliededektion und anschließend über ein Labeling der Daten gearbeitet, sodass die KI automatisiert Muster bzw. Fehlerursachen identifizieren kann.
Frage 5: Habt ihr schon Modellbetriebe mit einem ÖPNV?
Wir arbeiten derzeit mit verschiedenen Partnern aus Deutschland und Österreich, um das Produkt zu entwickeln.
Frage 6: Was hat der Einsatz hier gebracht bzw. Nach wie vielen Monaten hatten sich die Investitionen amortisiert?
- Kosten senken durch optimierte Prozesse: Ausfälle verhindern, höhere Verfügbarkeit, schnellere Instandhaltung, bessere Einsatzplanung der Fahrzeuge
- Höhere Service Qualität: höhere Pünktlichkeit uns Sicherheit, keine Ausfälle
- Amortisation kommt auf viele Faktoren an: je mehr Busse angebunden werden, desto schneller
- Generell kann Connected und Predictive Maintenance laut einem Accenture Report von 2016 bis zu
- 30% Instandhaltungskosten reduzieren
- 95% technische Ausfälle verhindern
- 25% Produktivität erhöhen
Frage 8: Kann eure Lösung auch einen Beitrag zu sauberen, nachhaltigen Städten leisten?
Absolut. Unsere Lösung kann alle Antriebsarten unterstützen. Wenn Busse im ÖPNV bald vermehrt elektrisch fahren und – wie in viele Städten der Fall – viele Flotten von kommunalen Unternehmen betrieben werden, die gleichzeitig Energieversorger sind, dann wird die Abstimmung zwischen Flotten und dem Energieversorger hinsichtlich intelligentem Laden immer wichtiger. Wir können zum einen vor allem bei Elektrofahrzeugen dann eine optimierte Reichweitenplanung machen, denn diese ist von Fahrverhalten, Straßen- oder auch Wetterbedingungen abhängig. Aber generell kann man sagen verbraucht ein gut gewarteter Bus weniger Kraftstoff und Verschleißteile können tendenziell länger genutzt werden, wenn ich genau über den Gesundheitstand Bescheid weiß.
Vielen Dank!
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Luisa Göhler
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