
EuProGigant – Daten in der Produktion sicher und souverän nutzen
- On 30. Juni 2022
Gastbeitrag | Autor: Markus Weber, Head of Research TU Darmstadt und Projektkoordinator von EuProGigant | Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW)
Der einfache und sichere Austausch von Maschinendaten zwischen Produktionsunternehmen entlang der Lieferkette ermöglicht eine schnelle Reaktion auf sich ändernde Bedingungen und Bedarfe. Das österreichisch-deutsche Gaia-X-Leuchtturmprojekt EuProGigant demonstriert, wie ein sicherer und souveräner Datenaustausch mittels Gaia-X unternehmensübergreifend implementiert werden kann und wie zudem neue, datengetriebene Geschäftsmodelle entstehen können.
2019 von Deutschland und Frankreich aus der Taufe gehoben, steht Gaia-X für eine neue Generation der Dateninfrastruktur, die Innovationen fördert und digitale Souveränität garantiert. Ursprünglich als europäisches Gegenstück zu den globalen Hyperscalern gedacht, stehen inzwischen mehr als 300 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hinter der europäischen Initiative, die nun ganz bewusst keine Konkurrenz zu den internationalen Cloud-Anbietern ist. Vielmehr setzt Gaia-X auf bestehende, digitale Infrastrukturen mit dem Ergebnis einer Vielzahl individueller Plattformen, die alle einem gemeinsamen europäischen Rahmenwerk für den Ausbau einer föderierten, souveränen Dateninfrastruktur folgen. Die Basis hierfür sind selbstbestimmte Identitäten und kryptografisch abgesicherte Validierungsverfahren, um die gegenseitige Präsenz im digitalen Ökosystem nachweislich überprüfen zu können. Das steht für die beiden Prinzipien Vertrauen und Transparenz. Hieraus ergeben sich zahlreiche Vorteile wie bspw.
- digitale Datensouveränität durch die vollständige Kontrolle der gespeicherten und verarbeiteten Daten
- hohe Datensicherheit aufgrund europäischer Datenschutzstandards sowie
- hohe Transparenz durch zertifizierte Services und Produkte.
Diese Aussichten machen Gaia-X zu einem zentralen Eckpfeiler für die digitale Entwicklung Europas.
Gaia-X für die Produktion
Auch die Produktionsindustrie kann von der neuen Dateninfrastruktur profitieren. Gerade wenn es um die Umsetzung von Industrie 4.0 geht, ist die Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette der nachfolgend logische Schritt. Oftmals treffen jedoch Produktionsanlagen mit unterschiedlichen Systemen auf nicht standardisierte Abläufe und Rahmenbedingungen, die einen sicheren Datenaustausch ermöglichen würden. Hinzu kommt das ab 2023 in Kraft tretende Lieferkettengesetz, das fast 3.000 deutsche Unternehmen betrifft. Sie müssen zukünftig sicherstellen, dass ihre nationalen und internationalen Lieferanten die Auflagen des Umweltschutzes und die Grundsätze der Arbeitssicherheit erfüllen. Mit der vernetzten Infrastruktur bietet Gaia-X einen geeigneten Rahmen: Aufgrund des einheitlichen Rahmenwerks können Unternehmen Daten effizienter miteinander verknüpfen und auf sicherem Weg unternehmensübergreifend im Sinne datengetriebener Geschäftsmodelle teilen.
Doch wie bekommen Unternehmen Zugang zu der neuen Dateninfrastruktur? Hier setzt das österreichisch-deutsche Forschungsprojekt EuProGigant an und arbeitet an der nutzbaren Umsetzung von Gaia-X für Produktionsunternehmen. Das Europäische Produktionsgiganet steht für die Vision einer smarten, resilienten und nachhaltigen europäischen Fertigungsindustrie. Bis März 2025 wird das Projektteam ein standortübergreifendes, digital vernetztes Produktionsökosystem aufbauen. Im Zusammenspiel mit Gaia-X ermöglicht EuProGigant nicht nur ein souveränes Datenmanagement, sondern bietet auch eine neue Dimension in der Analyse eigener Produktionsprozesse, indem es unternehmensübergreifende Datenwertschöpfungsketten beschreibbar macht.
Von der Industrie für die Industrie
EuProGigant wurde aus den Bedürfnissen der Industrie heraus entwickelt und zeigt auf, wie Daten den industriellen Wertschöpfungsprozess unterstützen können. Gleichzeitig beschreibt das Projekt den Nutzwert datengetriebener Geschäftsmodelle und unterstützt so die Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Europa. In vier thematischen Arbeitsgruppen gestaltet das Projektteam insgesamt sieben Anwendungsfälle, die wichtige Problemstellungen der Produktionsindustrie aufgreifen:
- CO2-Fußabdruck in der Produktentstehung – Bereitstellung von CO2-Äquivalentdaten in der Produktdesignphase zur Beeinflussung der Klimabilanz in der Produktherstellung
- Validierungsplattform – Unternehmensübergreifende Kooperationen zur Erstellung einer Datenbasis aus Maschinen und Prüfständen zur effektiven Zustandsüberwachung mit dem Ziel der kollaborativen Nutzung von Hardwareressourcen z.B. in der Bauteilprüfung und Maschinenauslastung
- Ideales Bauteilmatching: Optimierte, datenbasierte Zusammenstellung von Baugruppen-Komponenten
- Mobile Bearbeitungsmaschine: Verarbeitung und Nutzung großer Datenmengen beim mobilen Einsatz von Maschinen
Mit den industrienahen Anwendungsfällen spricht EuProGigant vor allem kleine und mittlere Unternehmen an, die durch das Projekt wertvolle Einblicke in die selbstständige Anbindung an Gaia-X erhalten. Dass das Interesse der Industrie groß ist, zeigt sich in den 16 Projektpartnern und mehr als 25 projektbegleitenden Unternehmen, die das Projekt im Industrieausschuss unterstützen.
Das kostenlose Whitepaper beschäftigt sich mit der Bedeutung von Edge-Systemen für die Produktionsindustrie. Zudem widmet es sich Fragestellungen, die bei Unternehmen aufkommen, wenn diese ihre Anlagen auf diese Schlüsseltechnologie anpassen möchten. Neben der Analyse passender Hardwarekomponenten und einer Abgrenzung zu Fog- und Cloud-Computing geben die Autoren den Leser*innen Einblicke in die Vision des zukünftigen Edge-Computings im Projekt EuProGigant.
Weiterführende Informationen
Kontakt
MARKUS WEBER
Head of Research TU Darmstadt | Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW)
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