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Gastbeitrag

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Nachhaltigkeitsmaßnahmen dort ansetzen, wo sie am meisten bewirken

March 20, 2025

Digitalisierung

Daten

Viele Unternehmen fokussieren sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf den eigenen Betrieb – etwa durch den Einsatz erneuerbarer Energien oder Programme zur Förderung von Diversität. Doch der größte Hebel für eine verbesserte Nachhaltigkeitsbilanz liegt meist in der Lieferkette.

Zum Beispiel entstehen für ein typisches Industrieunternehmen im Bereich Gesundheit laut einer WifOR-Studie (2025) rund 80 % der ökologischen und 63 % der sozialen Schäden entlang der Lieferkette. Gleichzeitig werden dort 45 % des Beitrags zum Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet.

Portrait Richard Scholz

RichardScholz

Head of Impact Analysis

WifOR Institute

Das Beispiel zeigt: Globale Verflechtungen charakterisieren heute Wirtschaft und Gesellschaft. Wie aber kann ein einzelnes Unternehmen die Auswirkungen gezielt steuern?

Unternehmen benötigen fundierte Daten über die eigene Lieferkette. Doch genau hier liegt eine zentrale Herausforderung: Oft fehlen die notwendigen Informationen, um gute Entscheidungen zu treffen. Ohne einen klaren Überblick über die gesamte Lieferkette bleibt unklar, wo Risiken bestehen oder welche Maßnahmen die größte Wirkung haben.

Ein wesentlicher Grund ist, dass Unternehmen eine Vielzahl an Produkten und Dienstleistungen von unterschiedlichen Zulieferern beziehen, deren Nachhaltigkeitskennzahlen oft nur unvollständig oder uneinheitlich erfasst werden. In der Regel liegen sie nur für die direkten Lieferanten vor, während Informationen über weiterführende Stufen der Lieferkette nur begrenzt zugänglich sind.

Hier setzt WISIT – das WifOR Institute Sustainability Impact Tool – an. WISIT ist eine Web-Anwendung, mit der Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten analysieren und datenbasiert Maßnahmen priorisieren können.

Transparenz entlang der Lieferkette schaffen

WISIT hilft, soziale, ökologische und ökonomische Effekte entlang der Wertschöpfungskette zu analysieren und gezielt zu steuern. Das Tool bietet unter anderem:

  • Transparenz über soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen in der Lieferkette.

  • Eine fundierte Entscheidungsgrundlage für eine nachhaltige Beschaffung durch Vergleichbarkeit von Lieferanten und Produkten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsbilanz.

  • Unterstützung bei der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben und Reporting-Standards

Mit diesen Funktionen hilft WISIT Unternehmen dabei, risikobehaftete Lieferanten zu erkennen, Nachhaltigkeitskriterien in die Beschaffungsstrategie zu integrieren und regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen. So können sie Risiken reduzieren und die Stabilität der Lieferkette stärken.

Wie WISIT Nachhaltigkeitsauswirkungen berechnet

Die Analyse mit WISIT erfolgt in drei Schritten:

  1. Datenimport


    Für die Berechnung sind drei zentrale Angaben erforderlich: beschaffte Produkte, die Produktionsstandorte sowie der eingekaufte Wert (in Euro/USD).

  2. Berechnung der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen

    WISIT greift auf eine Datenbank mit Informationen aus 188 Ländern und 56 Sektoren zurück und berechnet die Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

  3. Auswertung der Ergebnisse

    Die Ergebnisse lassen sich je nach Dateneingabe beispielsweise nach Produktgruppen, Lieferanten oder Regionen aufschlüsseln. So wird sichtbar, wo die größten sozialen und ökologischen Belastungen entstehen – und wo Maßnahmen den größten Effekt haben.

Die Ergebnisse helfen Unternehmen nicht nur bei der Optimierung der eigenen Lieferkette, sondern auch bei der Einhaltung regulatorischer Vorgaben, etwa des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) oder der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CS3D).

Anwendungsbeispiel: Nachhaltigkeitsrisiken erkennen und gezielt handeln

Wie kann WISIT Unternehmen konkret beim Lieferkettenmanagement unterstützen? Das folgende Beispiel zeigt, wie datenbasierte Analysen dabei helfen, Optimierungspotenziale zu identifizieren.

Ein Medizintechnikunternehmen muss seine Lieferantenstruktur nachhaltiger gestalten, um regulatorische Anforderungen wie das deutsche Lieferkettengesetz und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu erfüllen. Zudem drohen Reputationsrisiken und Lieferengpässe durch Verstöße gegen Umwelt- und Sozialstandards. Doch die Entscheider im Unternehmen wissen nicht, wo sie ansetzen sollen. Daher nutzten sie WISIT.

Als Datengrundlage dient ihnen eine Übersicht der Beschaffungsposten eines Jahres. Diese Einkaufsliste enthält bereits alle erforderlichen Informationen: die eingekauften Produkte, Produktionsländer und Mengen.

Die Analyse anhand der datenbasierten Schätzung zeigt:

  • Die größten Nachhaltigkeitsauswirkungen entstehen durch THG-Emissionen sowie das Risiko von Kinderarbeit in der Lieferkette.

  • Die meisten THG-Emissionen fallen laut der Modellrechnung in der Beschaffung von Produkt A in Tier 1 an, also bei den direkten Lieferanten.
    Infografik "THG-Intensitäten der Beschaffungsregionen mit dem höchsten Klimawandelpotential, nach Lieferkette"

  • Ein besonders hohes geschätztes Risiko für Kinderarbeit ist mit der Beschaffungsregion C verbunden. Die modellbasierte Rechnung legt nahe, dass 30 Prozent der erwarteten Fälle von Kinderarbeit in der Lieferkette dieses Produkts in China auftreten.
    Infografik "Risiko für Kinderarbeit in der Lieferkette"Auf Basis dieser Erkenntnisse kann das Unternehmen gezielte Maßnahmen ableiten.

    Dazu zählt die strategische Priorisierung von Nachhaltigkeitsindikatoren – in dem Beispiel THG-Emissionen sowie das Risiko von Kinderarbeit. Zudem zeigt die Analyse, dass die Auswirkungen von Produkt A in Zusammenarbeit mit den direkten Lieferanten verbessert werden könnte. Um das Risiko von Kinderarbeit durch Beschaffungsregion C bei Lieferant A in China zu reduzieren, könnte das Unternehmen entweder seine Beschaffung neu ausrichten oder eine branchenweite Kooperation zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards im Land anstreben.

    Diese strategische Anpassung der Beschaffung trägt dazu bei, langfristige Risiken zu minimieren und die Stabilität der Lieferkette nachhaltig zu sichern. Zudem können die Analyseergebnisse mithilfe eines LkSG-Feautures direkt in dem für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz erforderlichen Format exportiert werden. So dienen die gewonnenen Daten als Grundlage für die Erfüllung regulatorischer Anforderungen.

Fazit: Nachhaltigkeit gezielt steuern

Um ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu priorisieren, müssen Unternehmen verstehen, wo entlang der Wertschöpfungskette die größten sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen entstehen – und wo gezielte Maßnahmen den größten Effekt haben.

WISIT schafft die notwendige Transparenz, um Lieferketten datenbasiert zu analysieren und Maßnahmen strategisch abzuleiten. Durch die systematische Erfassung von Nachhaltigkeitsrisiken und -potenzialen können Unternehmen informierte Entscheidungen treffen und ihre Beschaffungsprozesse gezielt optimieren.

Möchten Sie erfahren, wie WISIT Sie bei einer nachhaltigen Beschaffung unterstützen kann? Hier können sie sich für das Tool registrieren.

Fußnote:

*Health Care, klassifiziert entsprechend SASB’s Sustainable Industry Classification System® (SICS®) 

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