
Vor welchen Herausforderungen stehen Hardware-Startups? – Dr. Ronny Timmreck im Gespräch
- On 22. Februar 2023
Interview | Dr. Ronny Timmreck, Serial Entrepreneur
„Think big!” – Der Serial Entrepreneur Dr. Ronny Timmreck teilt seine Erfahrungen mit uns. Im Interview sprechen wir über die besonderen Herausforderungen, denen sich Hardware-Startups stellen müssen und warum Dresden (noch) nicht das „Silicon Valley” für Hardware-Startups ist.
Hallo Ronny. Es freut uns, dass du dir Zeit für ein kurzes Interview genommen hast. Vielen Dank dafür!
→ Zunächst einmal zu dir. Als Gründer von LeXsolar und Senorics hast du bereits zwei Startups an den Markt gebracht. Was hat dich dazu bewegt Gründer zu werden und welche Herausforderung hat dich dabei besonders gereizt?
Der Weg zum Gründer hat sich recht natürlich ergeben. Ich habe meine erste kleine Firma noch während meiner Schulzeit aus einem Jugend-forscht Projekt heraus gegründet. Damit hatte ich den „Duft der Freiheit“ geatmet und der Weg zum Serial Entrepreneur war vorgezeichnet. Der größte Reiz am Gründerdasein ist für mich, aus einer puren Idee ein Produkt zu entwickeln und damit echte Probleme auf der Welt zu lösen.
→ Wenn man über StartUps redet, denkt man sofort an ein hippes Software-Unternehmen aus Berlin Mitte oder dem Silicon Valley, dass eine App entwickelt. Bei dir war das nicht der Fall. Sowohl LeXsolar, als auch Senorics sind beides Unternehmen mit einem starken Hardware-Fokus. Denkst du es ist schwieriger ein Hardware-Startup aufzubauen? Welche besonderen Hürden bringt es mit sich und wie habt ihr diese gemeistert?
Hardware heißt Hardware, weil sie hard ist – das fasst die Antwort ziemlich gut zusammen. Aber im Ernst: Für Hardware-Entwicklungen braucht man typischerweise wesentlich mehr Zeit und Ressourcen als für Software. Bei leXsolar, das fast ausschließlich bootstrapped war, haben wir daher sehr lange gebraucht, bis das Unternehmen profitabel war. Bei komplexen Technologien wie der von Senorics hat das zur Folge, dass man aus dem typischen Finanzierungsrundenraster fällt. Es dauert deutlich länger als 2 Jahre, um den jeweils nächsten großen Meilenstein bei der market traction zu erreichen.
Hardware-Startups sind also definitiv schwieriger aufzubauen – dafür habe Sie aber auch den größeren „echten“ Impact.
→ Gerade hier in Dresden haben wir mit der HTW und der TU Dresden viel technologische Kompetenz und Innovationskraft. Eigentlich perfekte Bedingungen für eine lebendige Startup Landschaft. Glaubst du dieses Potenzial wird schon ausgeschöpft? Was müsste deiner Meinung nach geschehen, um die Gründung neuer Unternehmen zu unterstützen und gerade für Hardware-Startups den Weg zu ebnen?
Die Grundlagen hier in Dresden – und in Sachsen im Allgemeinen – sind wirklich fantastisch. Ich würde sogar behaupten, wir haben technologisch wesentlich bessere Voraussetzungen als in den meisten Gegenden der Welt – insbesondere auch bessere als im Silicon Valley. Die Frage ist da natürlich: Warum gibt es dort wesentlich mehr erfolgreiche Startups?
Aus meiner Sicht gibt es dafür zwei Hauptgründe: Mindset und Venture Capital. Was uns in Deutschland oft fehlt, ist der „think big“-Mindset. Wir verkaufen unsere Technologien unter Wert und verschenken Potential. Damit entstehen zwar erfolgreiche Mittelständler, aber keine Unicorns. Auf der Investorenseite ist die Lage nicht besser. Professionelle VCs, die early-stage in deep-tech Hardware investieren kann man in ganz Europa an zwei Händen abzählen.
Einfach zu lösen ist das nicht und Patentrezepte gibt es schon gar nicht. Da müssen alle Akteure gemeinsam mit anpacken.
→ Dieses Jahr feiert LeXsolar sein 20-jähriges Bestehen. Das heißt, du hast mittlerweile zwei Dekaden lang Erfahrungen als Gründer & CEO. Wenn du jungen Unternehmern etwas mit auf den Weg geben könntest, was wäre das?
Da könnte ich ein ganzes Buch drüber schreiben. Denn jeder Fehler, den ich gemacht habe, ist ein Learning, dass ich weitergeben kann. Ich belasse es mal bei drei Punkten:
1. Auch wenn ich mich wiederhole: Think big! Gößer als ursprünglich geplant ist ein startup noch nie geworden. Wer zu klein denkt, verschenkt Potential.
2. Augen auf bei der Investorenwahl! Macht eine intensive due diligence eurer Investoren. Ruft alle Founder von Portfoliounternehmen an, die ihr über LinkedIn auftreiben könnt.
Und
3. If you fail, fail fast! Insbesondere das Finden des Product-Market-fit ist eine der größten Herausforderungen von deep-tech startups. Da ist keine Zeit tote Pferde zu reiten.
→ Vielen Dank für dieses spannenden Einblicke. Zum Abschluss vielleicht noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Was steht bei dir in nächster Zeit an? Welche Pläne hast du für die kommenden Jahre?
Das Gen des Serial Entrepreneurs steckt natürlich in mir. Insofern ist der Weg recht klar. Nachdem ich aktuell in sehr vielen startups beratend tätig bin, werde ich recht bald wieder operativ Verantwortung übernehmen.
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Hanna Hübner
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